Die Herzogtümer und das Zarenreich – zwei Blickwinkel zur Regionalgeschichte
Globalen politischen Zusammenhängen stand in der 1968 von Kai-Uwe von Hassel gegründeten Hermann Ehlers Stiftung stets eine regionale Orientierung zur Seite. In Zusammenarbeit mit dem Historischen Seminar der CAU, Abteilung Regionalgeschichte und dem Kieler Zarenverein schweift unser Blick in die Geschichte der Herzogtümer, in den Osten Europas und in die Gegenwart (?).
Keynote: Prof. Dr. Oliver Auge, Abteilung Regionalgeschichte des Historischen Seminars der CAU Kiel
Erster Blickwinkel: Heinrich Rantzau über den Aufstieg Moskaus
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts herrschte in Schleswig-Holstein die Ruhe des sogenannten Rantzauschen Zeitalters, in welchem unter dem königlichen Statthalter Heinrich Rantzau die heimische Wirtschaft und Kultur blühten. Zugleich beobachtete der holsteinische Ritter im Dienst seines Königs in Kopenhagen argwöhnisch die politischen Verwicklungen in ganz Europa. Während im Westen die ersten Konfessionskriege die Aufmerksamkeit der Europäer banden, wurde im Südosten des Kontinents ein beständiger Krieg gegen die Heere des Osmanischen Reiches geführt. Aber auch im Nordosten erkannte Rantzau im Aufstieg des jungen Russischen Zarenreiches unter Iwan IV. eine potenzielle Bedrohung für das alte Europa. Der Vortrag folgt den Einschätzungen und Folgerungen dieses frühen Beobachters des russischen Weges, der im 17. Jahrhundert große Schritte auf dem Wege zur Großmacht am Rande Europas zurücklegte.
Referent: Arne Suttkus, M.A., Historiker an der CAU Kiel, Abteilung Regionalgeschichte
Zweiter Blickwinkel: Zar Peter III. in der Geschichtsschreibung: Was hat der Kieler Zarenverein bewirkt?
„Um die Öffentlichkeit über die historische Wahrheit aufzuklären, die in der verbreiteten Darstellung dieses deutschen Fürsten auf dem russischen Zarenthron meist sehr einseitig verzerrt erfolgte …“ – so heißt es auf der Website des Kieler Zarenvereins. Der im Kieler Schloss geborene und 1762 inthronisierte Zar hatte nur ein halbes Jahr, um seine politischen Pläne umzusetzen, ehe seine Gattin, die spätere Katharina die Große, ihn gewaltsam entthronte. War sie auch für seine Ermordung verantwortlich? – Ihre Memoiren waren für Generationen von Historikern die bequemste Quelle, um daraus das Bild eines infantilen Crétain zu formen. Der Kieler Zarenverein hat sich zum Ziel gesetzt, dieses Bild gerade zu rücken und hat mit dem Zarendenkmal am Kieler Schloss schon einen achtenswerten Meilenstein gesetzt. Blickt man aber in die Geschichtsbücher und die flüchtigen Geschichtslehrerhilfen im Internet, dann gibt es noch viel zu tun.
Referent: Jörg Ulrich Stange, Geschichtslehrer, Vorsitzender des Kieler Zarenvereins
Eine Abendveranstaltung aus dem Gesprächskreis Geschichte, Kunst und Kultur.