Dialogforum Polizei – Umgang mit Sexismus

Zu den Aufgaben der Polizei zählt es, die Sicherheit aller Menschen in Deutschland zu gewährleisten und die zum Schutz der freiheitlich-demokratischen Grundordnung beizutragen. Deswegen schadet es dem Vertrauensverhältnis zwischen Zivilgesellschaft und Polizei enorm, wenn Sicherheit und Gerechtigkeit gerade durch Handlungen Polizeiangehöriger gefährdet werden. So werden die Werte Würde und Gerechtigkeit beeinträchtigt, wenn Polizisten Polizistinnen wegen ihres Geschlechts abwerten. 

Im Zwischenbericht der Studie “Motivation, Einstellung und Gewalt im Alltag von Polizeivollzugsbeamten” der Deutschen Polizeihochschule von 2023 gab knapp die Hälfte aller befragten Polizeiangehörigen an, im Jahr vor der Umfrage sexistische Äußerungen von anderen Polizeiangehörigen gehört zu haben. Die Gewerkschaft der Polizei gründete im April 2023 eine Arbeitsgruppe zum Thema. Deren Mitglied Sibylle Krause, Berliner Oberkommissarin, sagt: „Die Polizei hat ein ernsthaftes Sexismus-Problem.” Der Sender ntv berichtet, eine Polizistin sei von einem Kollegen gefragt worden, ob ihr Pullover aus Kamelhaar sei, „wegen der Höcker“. Eine weitere Polizistin hörte nach dem Dienstsport von einem Kollegen, dass sie ja wirklich groß sei, er “ihn vielleicht sogar bis zum Anschlag versenken könne”. Die Aussage „Dein Arsch sah in der Einsatzhose heute wieder richtig gut aus“ hörte eine Polizeibeschäftigte genauso wie die Frage, nachdem ihr von einem Kollegen auf den Oberkörper geblickt wurde, ob es „die auch in größer“ gäbe.

Viele Kolleginnen würden sich eher an die Gewerkschaft wenden anstatt an ihre Vorgesetzten, Das liegt laut Oberkommissarin Sibylle Krause an Hierarchie und Struktur der Polizei. Denn oft hätten nicht die Täter, sondern die Geschädigten das Nachsehen und müssten teils gar die Dienststelle verlassen. Wer sich traue, sexuelles übergriffiges Verhalten nach oben zu melden, sehe sich zudem mit dienstlichen Konsequenzen konfrontiert. Der Dienst werde laut Krause zum Spießrutenlauf, das Opfer gelte als „Anscheißerin“. 

Wir sprechen in diesem Workshop über diese Aspekte:

  • “Nicht so gemeint” ‒ der Unterschied zwischen Intention und Auswirkungen
  • Konsequenzen von sexistischem Arbeitsklima: psychische und körperliche Krankheiten, Personalmangel
  • Bewusste und unbewusste Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit als wichtiger Faktor
  • Unterschiede individueller, institutioneller und struktureller Macht
  • was wir konkret tun können, um zu mehr Gleichstellung aller gesellschaftlichen Gruppen beizutragen, als Handelnde, Empfangende oder Bezeugende von sexistischem Verhalten
  • Bewusstsein über eigene Absichten für Dialog entwickeln: Wollen wir gehört werden oder Lösungen finden?
  • entdecken, welche Verhaltensweisen dazu beitragen, Lösungen zu finden, und welche dies erschweren

Bitte beachten Sie: Wir diskutieren in diesem Kurs nicht, ob bewusstes und unbewusstes sexistisches Verhalten vorhanden ist. Dies wird vorausgesetzt. Stattdessen üben wir konkrete Verhaltensweisen, die zu einer Welt beitragen können, die für alle funktioniert. Bitte prüfen Sie vor der Anmeldung, ob Sie zu diesem Workshop-Zweck bereit sind.

Zum Dialogforum allgemein

Miteinander sprechen statt übereinander schimpfen. Den Anderen verstehen, ohne unbedingt auch einverstanden sein zu müssen: Das Dialogforum „Polizei der Zukunft“ der Hermann-Ehlers-Akademie Kiel wird dieses Jahr mit vier Workshops fortgesetzt. Kooperationspartnerin ist die Polizeidirektion für Aus- und Fortbildung in Eutin.

In den je dreistündigen Workshops haben Polizistinnen und Polizisten sowie Zivilistinnen und Zivilisten Raum, sich über aktuelle gesellschaftspolitische Fragen auszutauschen. Dabei wechseln sich Diskussionen ab mit eigener Erfahrung durch Rollenspiele und Übungen in Kleingruppen. So können Herausforderungen offen angesprochen und Lösungsansätze gemeinsam entwickelt werden. Ziel ist, die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Zivilgesellschaft zu intensivieren und bürgerschaftliches Engagement in Sicherheitsfragen zu fördern.

Um Vertrauen und Gemeinschaft schon vor Workshopbeginn zu stärken und damit wir alle nach einem langen Tag satt am Workshop teilnehmen können, laden wir alle Teilnehmenden ein, einen Snack für ein gemeinsames Buffet mitzubringen. Das können Salate oder Kuchen sein, Brot und Butter, Selbstgemachtes oder Selbstgekauftes. Das Essen kann bereits eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn auf dem Buffet aufgebaut werden. Alle sind eingeladen, sich davon zu bedienen, auch wenn sie selbst keine Speisen beigetragen haben. Geruchsfreie Speisen können auch während des Workshops gegessen werden. Diskussionen können nach Veranstaltungsende am Buffet fortgesetzt werden. Geschirr und Besteck sind vorhanden.

In den Workshops wechseln sich Phasen von inhaltlichen Impulsen, Diskussion und Austausch zwischen der gesamten Gruppe und Übungen in Kleingruppen ab, um Gelerntes direkt umsetzen zu können. Die Reihenfolge und Dauer der einzelnen Phasen richtet sich nach der Dynamik der Gruppe.

Workshopleiterin ist Julia Weigelt, Fachjournalistin für Sicherheitspolitik.

Polizeiangehörige bitten wir, eine bewusste Entscheidung darüber zu treffen, ob Sie in zivil oder Uniform kommen möchten, in dem Wissen, dass dies Auswirkungen auf die Gruppendynamik hat.

Kosten

Beitrag pro Person: kostenlos
Veranstaltung teilen:

Rahmendaten

Uhrzeit IconDi, 10.12.2024 | 17:00 - 20:00 Uhr
  • Julia Weigelt
    Fachjournalistin für Sicherheitspolitik
Beitrag pro Person: kostenlos

Ansprechpartner

Dr. Richard Nägler
Herr Dr. Richard Nägler
Programmleiter
Niemannsweg 78
24105 Kiel
Anmeldepflicht
kostenfreie Veranstaltung

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